‚Romantik’ – als Epoche lassen sich ihr Anfang und ihr Ende kaum eindeutig festlegen. Formal will sie musikalisch alles umfassen, was jenseits des klassischen Formenkanons und vor Auflösung der Funktionsharmonik geschieht. Stilistisch von bedrohlicher Diversität geprägt, birgt sie ihre eigene Definitionsnot in sich und ist ein Magnet für Missverständnisse, die sie häufig mit Kitsch und Klischees in Verbindung bringt. Ohne die Gesamtheit der Künste lässt sich aber das Denken, das der Romantik zugrunde liegt, nur schwer nachvollziehen. Romantisch bedeutet zunächst poetisch, inhaltlich – das heißt: einen konkreten Gefühlsinhalt tragend, in welchem Medium auch immer. In diesem Sinne ist der Geist der Romantik an keine Zeit zwingend gebunden. Beethoven öffnet dieses Poetische musikalisch, Schubert wagt es, Schumann radikalisiert es - und Friedrich Schlegel bringt es auf den Begriff: ‚Universalpoesie’. Die Wirkungen des Romantischen auf die Kreativität unserer Tage sind vielfältig. Ihnen nachzuspüren, ist die Absicht dieses Symposiums. Zahllose Werke heute lebender Komponisten mit deutlich romantisch-poetischem Potential oder gar explizitem Bezug auf die wichtigsten Vertreter der sogenannten Romantik, insbesondere Robert Schumann, weisen darauf hin, dass dieses Romantische nicht epochal gebunden ist, sondern als kreativer Keim durch die Geschichte aktiv bleibt in unterschiedlichster Form: intendiert und offen erkennbar, aber auch verweigert, verborgen, fetischisiert, kritisiert, kommentiert - all das findet sich in heutiger Musik. KLANGSPUREN 2013 widmet sich mit Konzerten, Vorträgen und Gesprächen dem Phänomen dieser ‚Romantik ohne wahre Grenzen’, das sich durch das, was wir Moderne nennen, die Postmoderne bis zum unübersichtlichen Pluralismus von heute zieht.