Die Geschichte der Neuen wie jeweils zeitgenössischen Musik im Russland und der Sowjetunion des vergangenen Jahrhunderts war auch immer wieder aufs Neue eine Geschichte gebrochener Utopiebegriffe. Die jüngere Generation heutiger KomponistInnen aus Russland knüpfen an diese Brüche an und suchen damit der Leistung ihrer Vorgänger zu ihrem eigenen Recht zu verhelfen. In einem Round Table Gespräch unter dem Titel UTOPIA. Russland Klangspuren. werden Sängerin und Musikwissenschaftlerin Svetlana Savenko und die Komponisten Olga Rayeva, Vladimir Tarnopolski ihre Zugänge zu dem Thema diskutieren.
Drei Generationen zeitgenössischer Musik Russlands, drei Aspekte des Schaffens von Heinz Holliger treffen im anschließenden Konzert aufeinander. Mit Edison Denissow, Vladimir Tarnopolski und Olga Rayeva gibt es im Dreier-Schritt maßgebliche wie unterschiedliche Persönlichkeiten der Neuen Musikszene Russlands zu hören, wobei Edison Denissow die Rolle eines Übervaters übernimmt, Vladimir Tarnopolski den Wegbereiter eines Dialogs mit der europäischen Neue Musik Szene gibt und Olga Rayeva als Wahlberlinerin die Eigenständigkeit individuellen Schöpfertums betont.
Heinz Holliger hingegen zeigt sich mit drei eindrucksvollen Aspekten seines umfangreichen Tuns und Schaffens: als Komponist wie Interpret von eigenen Werken, als Oboist und kammermusikalischer Partner des Ensemble Modern Streichquartettes in der Uraufführung eines 2007 geschriebenen Werkes von Friedrich Cerha und als Dirigent seiner eigenen Turmmusik, die in faszinierender Weise das Bild des (flötenspielenden) Hölderlins hervorruft und als unumstrittenes Meisterwerk des 20. Jahrhunderts gilt.
"Entscheidungen sind in Russland nicht transparent."
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