Ein langes Diminuendo als Reaktion auf den Lockdown: Nicht nur wird die Orchesterbesetzung dieses Eröffnungskonzerts immer kleiner, sondern auch die Musik immer verhaltener, stiller. Gesteinsspezialist Hannes Kerschbaumer schürft diesmal nach Schiefer, und in der Tat arbeitet er in seinem gleichnamigen Orchesterstück mit klanglichen Schichtungen, die an die Sedimentüberlagerungen des Gesteins erinnern. Abgelöst werden diese flächigen Klänge von den trotz vielfach ineinander verwobener Stimmen stets klaren Strukturen in Adriana Hölszkys nur von siebzehn Streichern begleitetem Violinkonzert Apeiron, das zu einer Wiederbegegnung mit dem Widmungsträger des erstmals in Österreich zu hörenden Stückes führt, dem in München lebenden Tiroler Geiger Martin Mumelter. Und am Ende spielen nur noch fünfzehn MusikerInnen in einem Stück, das mit dem „reinen“ Klang experimentiert: Keine äußerliche Expressivität oder gar ein rhythmisches Feuerwerk bestimmen Gerd Kührs Música pura, die ihre Kraft vielmehr aus dem Inneren der Klänge schöpft. Und damit die Räume öffnet für dringend nötige Reflexionen.